Musik und aktives Altern in Luxemburg
Seit ihrer Gründung bietet die Fondation EME so genannte EME-Konzerte an. Dabei handelt es sich um etwa 45-minütige Konzerte, die von professionellen Musiker.innen gespielt und direkt in den luxemburgischen Pflegeeinrichtungen organisiert werden. Jedes Jahr werden mittlerweile über 300 Konzerte veranstaltet, die unter anderem unseren Senioren den Zugang zur universellen Sprache der Musik ermöglichen. Musik und Konzerte sind mehr als nur das Teilen eines angenehmen musikalischen Gefühls, sie fördern auch ein aktives Altern sowieeine bessere Lebensqualität.Aber warum ist dies so relevant in Luxemburg?
Doppelte Feststellung: ältere Bevölkerung und Multikulturalität.
Die luxemburgische Bevölkerung ist eine alternde Bevölkerung. Im Jahr 2022 waren laut dem Institut national de la statistique et des études économiques des Großherzogtums Luxemburg fast 20 % der Bevölkerung Luxemburgs älter als 60 Jahre.
Darüber hinaus haben die luxemburgischen Senioren - wie die Erd-Bevölkerung im Allgemeinen - einen sehr unterschiedlichen geografischen Hintergrund. Ein Drittel der über 60-Jährigen ist nicht in Luxemburg geboren. Diese Senioren gehören mehr als 160 verschiedenen Nationalitäten an: Die größten Gruppen sind Portugiesen, Franzosen, Italiener, Belgier und Deutsche.
Ein Teil dieser Zuwanderung lässt sich durch die geografische Nähe zu Luxemburg erklären: Viele Menschen kommenzum Arbeiten nach Luxemburg und lassen sich nach einer Zeit gerne dauerhaft in Luxemburgnieder. Die Italiener waren die ersten, die nach dem Zweiten Weltkrieg nach Luxemburg kamen, um in der Stahlindustrie zu arbeiten. In den 1970er Jahren kam es zu einer großen Einwanderungswelle aus Portugal, die durch ein 1972 unterzeichnetes Arbeitskräfteabkommen begünstigt wurde. Aus nur knapp 6000 Portugiesen im Jahr 1970, stellen sie heute 16% der Gesamtbevölkerung dar. Auch nach den 1970er gab es immer weiter Immigrationswellen durch geopolitische Zustände wie Kriege, Prekarität und Armut in verschiedenen Ländern.
Momentan ist der Anteil der Nicht-Muttersprachler bei den Senioren jedoch niedriger als bei der übrigen Bevölkerung..... Heute sind fast 49% der Einwohner Luxemburgs im Alter von 50-59 Jahren Nicht-Luxemburger oder haben eine doppelte Staatsbürgerschaft, während Luxemburger immer noch 60% der Einwohner Luxemburgs im Alter von über 70 Jahren ausmachen (STATEC, 2020). Obwohl fast 15 Prozent der zukünftigen Rentner angaben, ins Ausland ziehen zu wollen - unter den Nicht-Luxemburgern soll dieser Prozentsatz sogar 23,7 Prozent betragen - ist es wahrscheinlich, dass die Senioren in den kommenden Jahren eine immer größere und zunehmend multikulturelle Gruppe darstellen werden...
Die Frage der Integration einer multikulturellen Seniorenpopulation wird daher immer wichtiger werden.
Senioren, eine multikulturelle und vielfältige Bevölkerungsgruppe
Aber gibt es nur eine Gruppe von Senioren? Ganz im Gegenteil! Es gibt die gleiche Vielfalt an Profilen wie bei jüngeren Erwachsenen, wobei die medizinischen Einschränkungen noch ausgeprägter sind.
Wenn man von Senioren spricht, könnte man annehmen, dass diese Gruppe, abgesehen von ihrem multikulturellen Aspekt, alles in allem recht ähnliche Erwartungen hat. Eine genauere Analyse der Senioren zeigt jedoch, dass dies nicht der Fall ist.
Die Auswanderung nach Luxemburg erfolgte nämlich in aufeinanderfolgenden Schichten. Jede Generation hatte eine andere demografische Zusammensetzung auf makroskopischer Ebene. Beispielsweise fanden bis in die 1970er Jahre viele Einwanderer Arbeit in der Stahlindustrie. Danach gewann der Finanzsektor an Bedeutung, wobei der Dienstleistungssektor und das Baugewerbe nebeneinander zu den wichtigsten Arbeitgebern zählten.
Es gab auch verschiedene Wellen von Flüchtlingen aus der Tschechoslowakei, Chile, Vietnam, Rumänien ... in den 1960er, 1970er und 1980er Jahren. In den 1990er Jahren stammten die Asylsuchenden hauptsächlich aus der Balkanregion.
Aus der sukzessiven Zusammensetzung der verschiedenen Migrationswellen ergeben sich somit spezifische sprachliche und kulturelle Erwartungen.
Neben diesen vielfältigen soziokulturellen Merkmalen haben ältere Menschen auch sehr unterschiedliche Lebensbedingungen. Daher haben sie auch unterschiedliche Erwartungen an das kulturelle Angebot. Zwischen 60- und 90-jährigen Senioren gibt es deutliche Generationsunterschiede. Hinzu kommt, dass Gesundheit und die Möglichkeiten zur Teilnahme an Freizeitaktivitäten möglicherweise nichts miteinander zu tun haben! Schließlich sind nicht alle älteren Menschen in Bezug auf das Altern gleich. Einige sind mit Aktivitäten gesättigt und brauchen keine zusätzlichen Aktivitäten ... Andere hingegen würden gerne an kulturellen Aktivitäten teilnehmen, finden aber keinen Zugang dazu. Für diese Menschen müssen wir etwas tun.
Einige ältere Menschen sind tatsächlich von Isolation bedroht. Nahezu 25 % der über 60-Jährigen leben allein, was ein Isolationsfaktor sein kann. Hinzu kommen die Risiken, die mit eingeschränkter Mobilität, Verlusten oder Gesundheitsproblemen verbunden sind (STATEC, 2020). Um Ausgrenzung zu bekämpfen, muss das Altern also aktiv gestaltet werden.

Les seniors, une population multiculturelle et diverse
Mais n’y-a-t’il qu’un groupe de seniors ? Au contraire ! Il y a la même diversité de profils que chez les adultes plus jeunes, avec en plus de cela des contraintes d’ordre médical plus marquées.
Parler des seniors pourrait faire penser que ce groupe, au-delà de son aspect multiculturel, aurait des attentes somme toute assez similaires. Pourtant, une analyse plus précise des seniors montre qu’il en est tout autrement.
En effet, l’émigration vers le Luxembourg s’est faite par couches successives. À chaque génération, une composition démographique différente à l’échelle macroscopique. Par exemple, jusqu’aux années 1970, de nombreux immigrants ont trouvé du travail dans le secteur de la sidérurgie. Ensuite, c’est le secteur financier qui a pris de l’importance, tout en cohabitant avec le secteur du service et de la construction parmi les employeurs principaux.
Il y a également eu différentes vagues de réfugiés tchécoslovaques, chiliens, vietnamiens, roumains … dans les années 1960, 1970 et 1980. Dans les années 1990, les demandeurs d’asile étaient principalement originaires de la région des Balkans.
Ainsi, de la composition successive des différentes vagues de migrations découlent des attentes linguistiques et culturelles spécifiques.
Outre ces caractéristiques socio-culturelles plurielles, les personnes âgées ont des conditions de vie très différentes. Elles ont dès lors des attentes diverses en termes d’offre culturelle. Entre les seniors de 60 ans et de 90 ans, il y a des différences générationnelles marquées. En plus, la santé et les possibilités de participation à des activités de loisirs peuvent n’avoir rien à voir ! Enfin, toutes les personnes âgées ne sont pas sur un pied d'égalité en ce qui concerne le vieillissement. Certaines sont saturées en activités et n’ont pas besoin d'activités supplémentaires … Mais d'autres, au contraire, souhaitent participer aux activités culturelles mais n’en trouvent pas l’accès. C’est pour ces personnes qu’il faut agir.
Certaines personnes âgées sont effectivement à risque d’isolement. Près de 25% des plus de 60 ans vivent seuls, ce qui peut être un facteur d’isolement. À cela s'ajoutent les risques associés à une mobilité réduite, des pertes ou des problèmes de santé (NASEM, 2020). Pour lutter contre l’exclusion, le vieillissement doit donc être actif.
Aktives Altern
Das zu erreichende Ziel wäre also, kulturelle Aktivitäten für diejenigen anzubieten, die dies wünschen, und dabei die Besonderheiten jedes Einzelnen berücksichtigen, um ein aktives Altern zu erreichen.
Die Weltgesundheitsorganisation setzt sich seit 2002 für ein aktives Altern ein, um "die Teilhabe, Gesundheit und Sicherheit" von Senioren zu erleichtern und "ein entspannteres Altern zu ermöglichen".
Dieses Konzept fördert die soziale Integration, die ein aktives und gesundes Altern begünstigen soll - insbesondere über die Solidarität zwischen den Generationen. Die Forschung hat die negativen Auswirkungen von sozialer Isolation und Einsamkeit auf die kognitive und körperliche Gesundheit sowie ein erhöhtes Sterblichkeitsrisiko nachgewiesen (Holt-Lunstad et al., 2015).
Die Teilnahme an Gruppenveranstaltungen kann dann ein aktives und gesundes Altern erleichtern. Dennoch können verschiedene Barrieren als Hindernisse für die Teilnahme an solchen Aktivitäten auftreten. Die Studie der UniversitätLuxemburg & GERO aus dem Jahr 2021 über "Aktives Altern im Kontext der kulturellen Vielfalt in Luxemburg" zeigt, dass die verschiedenen Hindernisse folgende sind: Sprache; geringes Zugehörigkeitsgefühl zur lokalen Bevölkerung; Gruppengröße (die nicht unbedingt den Bedürfnissen entspricht und von den Teilnehmern oft als zu groß empfunden wird); Vielfalt zwischen jüngeren und älteren Senioren; gesundheitliche Probleme und schließlich andere konkurrierende Beschäftigungen.
Die Schwierigkeiten, die sich aus den Anforderungen an die Sprachkenntnisse im Alltag ergeben, werden zu einem zentralen Problem für die Integration von Senioren in Gruppenaktivitäten und damit für ein aktives Altern mit besserer Lebensqualität.

Musik überwindet Sprachbarrieren und mehr
Wie wir gesehen haben, schafft der Anstieg der Zahl der Senioren neue Bedürfnisse nach Aktivitäten. Das Angebot wird daher die Besonderheiten dieser Bevölkerungsgruppe berücksichtigen müssen.
Eine der Schwierigkeiten wird darin bestehen, die Herausforderungen der Mehrsprachigkeit in Luxemburg zu bewältigen. Die meisten Luxemburger sprechen vier Sprachen. Diejenigen, die in Luxemburg geboren sind, gelingt es daher relativ leicht, die Sprachbarrieren zu überwinden und eine gemeinsame Sprache zu finden. Menschen, die im Laufe ihres Lebens ausgewandert sind, sind jedoch stärker mit Sprachbarrieren konfrontiert, vor allem, wenn sie weder Luxemburgisch, Französisch noch Deutsch sprechen. Ein Fünftel der nicht-luxemburgischen Senioren (20 %) gibt an, aufgrund ihrer Sprachkenntnisse im Alltag eingeschränkt zu sein oder missverstanden zu werden.
Darüber hinaus sind dieselben Personen häufig diejenigen, die in Luxemburg über ein schwaches soziales Netzwerk verfügen, da sie später angekommen sind und weniger Möglichkeiten hatten, in Luxemburg soziale Beziehungen aufzubauen. Statistische Untersuchungen zeigen, dass Nicht-Luxemburger am ehesten weniger zufrieden mit ihren sozialen Beziehungen und der Art und Weise, wie sie ihre Freizeit verbringen, sind. Studien haben auch gezeigt, dass Menschen mit Migrationshintergrund ein höheres Risiko für Einsamkeit und soziale Isolation aufweisen.
Für diese Menschen, bei denen sich die Sprachproblematik stellt und die ein schwaches soziales Umfeld haben, sind soziale Aktivitäten daher am wesentlichsten.
Musik kann hier eine Lösung sein

Aktivitäten zum Musikhören sind per Definitionkulturell fair gestaltet. Menschen, die diese oder jene Sprache sprechen, werden nicht bevorzugt, diejenigen, die sie nicht sprechen, werden nicht ausgegrenzt. Anstatt das Defizit zu betonen (das Fehlen einer gemeinsamen Sprache), schafft Musik Verbindungen (die Vorliebe für Musik, Klang und Rhythmus) und bringt die Teilnehmer.innen zusammen. Bei der Kunst im Allgemeinentritt die Sprache in den Hintergrund.
Tatsächlich gelingt es durch diese musikalischen Aktivitäten, auf nonverbale Weise neue Verbindungen zu knüpfen.
Das Hören von Musik ermöglicht es, eine ganze Reihe von Zeichen der averbalen Kommunikation wieder zuzulassen: Klatschen, Stampfen mit dem Fuß, Lächeln, Lachen usw. Bei älteren Menschen mit eingeschränkter Selbstständigkeit, die manchmal bestimmte Fähigkeiten der verbalen Kommunikation verloren haben, kann dies eine große Wirkung haben und zu einem besseren Leben beitragen.
Angesichts der Alterung der Bevölkerung wird es also einen echten und wachsenden Bedarf an musikalischen Angeboten geben.
Die Konzerte der Fondation EME, ein relevantes Angebot für luxemburgische Senioren.
Seit ihrer Gründung setzt sich die Fondation EME dafür ein, schwachen oder hilfsbedürftigen Menschen Wohlbefinden, Integration und Würde zu verschaffen, indem sie ihre Vielfalt respektiert. Durch ihre musikalische Arbeit fördert die Fondation EME insbesondere das aktive Altern.
Die ersten Projekte der Fondation EME waren die EME-Konzerte. Für etwa 45 Minuten kommen die Musiker der Stiftung in die Pflegeheime, um die Senioren in den Genuss von Konzerten zu bringen, wobei alle Musikstile vertreten sind. Seit der Gründung der Stiftung im Jahr 2009 gab es mehr als 2000 dieser Konzerte, die dazu gedacht sind, die Einsamkeit von Senioren zu bekämpfen.
Die Relevanz der EME-Konzerte liegt darin, dass sie niederschwellige und leicht zugängliche Aktivitäten anbieten. Indem die Fondation EME die Senioren direkt in ihren Pflegeheimen oder an ihren Treffpunkten aufsucht, erleichtert sie den direkten Zugang zur Kultur. Die Musiker der Stiftung reisen durch ganz Luxemburg, von Troisvierges bis Rumelange, um den Zugang zu Musik so zugänglich wie möglich zu gestalten.
Diese Konzerte streben danach, für alle relevant zu sein. Tatsächlich werden die EME-Konzerte von etwa 30 Musikensembles durchgeführt, die manchmal untypische, weltoffene Musik präsentieren. Eines unserer Ensembles bringt zum Beispiel so überraschende Instrumente wie Handpan, Didgeridoo und Cajon in die Einrichtungen mit. Diese Instrumente überraschen alle Teilnehmer und schaffen Gelegenheiten zum Austausch zwischen den Teilnehmern, die die Instrumente ein wenig besser kennenlernen möchten.
Schließlich sind diese Konzerte auch immer Momente der Geselligkeit. Die Musiker sind bereit, die Fragen der Teilnehmer zu beantworten ... Manchmal, wenn die Sprachproblematik auftaucht, erfolgt die Antwort in Form von Musik!
Wenn die Veranstaltungen gesellig und angenehm sind, wollen die Senioren wiederkommen und neue Konzerte besuchen.Diese Momente der geteilten Freude sind Gelegenheiten, die den Alltag der Senioren strukturieren.
Um möglichst relevant zu sein, werden die Musiker, mit denen wir zusammenarbeiten, für die spezifischen Probleme von Senioren sensibilisiert: Dies geschieht vor allem durch regelmäßig angebotene Schulungen, z. B. zum Thema Demenz bei unserer letzten Schulung am 3. März 2023.
SCHLUSSFOLGERUNG: Musik, Älterwerden und soziale Eingliederung
Inklusionsmaßnahmen, auch für Senioren, müssen die kulturellen Besonderheiten jedes Einzelnen berücksichtigen. In einer multikulturellen Gesellschaft wie der Luxemburgischen ist es von entscheidender Bedeutung, Wege zu finden, um Beziehungen innerhalb der Bevölkerung zu knüpfen. Bei älteren Menschen kommen zu den medizinischen Fragen noch die Probleme der Multikulturalität und der soziokulturellen Vielfalt hinzu.
Die universelle Sprache der Musik ist eine Lösung, um weiterhin alle Menschen in das aktive Altern einzubeziehen und einen Teil der multikulturellen luxemburgischen Bevölkerung nicht außen vor zu lassen.
In einer alternden Gesellschaft mit vielfältigen Hintergründen kann die Musik eine zentrale Rolle spielen, um all diese Nationalitäten miteinander zu verbinden. Die EME Konzerte sind eine Antwort auf diese Problematik und setzen sich für ein aktives Altern ein.
Um fortbestehen zu können, sind die EME Konzerte auf Ihre Spenden angewiesen, damit sie Musik in den Einrichtungen erklingen lassen können, die sie am dringendsten benötigen und die es unseren Senioren täglich ermöglichen, soziale Bindungen aufzubauen. Spenden ermöglichen es auch, gezieltere Musikprojekte zu entwickeln, die auf spezifische Bedürfnisse zugeschnitten sind, und eine echte Begegnung zwischen Musik, Künstlern und Teilnehmern zu ermöglichen.
In einem Wort: Ein Hoch auf die Musik und das aktive Altern!
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Photos @SebastienGrebille