Gesangsworkshops in den Psychiatrien
Musik gehört zum Leben – aber leider lassen wir uns immer öfter von Musik nur noch berieseln. Dabei hat das eigene Singen eine positive Wirkung auf Körper, Geist und Seele. Und das in ganz besonderem Maße für Menschen mit einer kranken oder verletzten Seele. Seit sechs Jahren singt Christiane Feinen mit den Patienten der Psychiatrie in Ettelbruck und hat sich für Ihre Gesangsworkshops einen großen Fanclub aufgebaut. „Viele Teilnehmer kommen schon seit Jahren in meine Gesangsstunden, auch von außerhalb der Klinik,“ so Feinen. „Wir singen meistens archaische Lieder der Urvölker, erd- und naturverbunden und unabhängig von jeder Sprache für alle verständlich. “
Es wird nicht nur gesungen, auch teils selbstgebaute Instrumente wie Regenmacher, Rasseln, eine Ozeantrommeln oder ein Holzfrosch kommen zum Einsatz. Los geht’s mit einem Gruß an die Sonne, die sich an diesem Tag leider versteckt. „ kuate -leno leno mahote, hayano, hayano, hayano“ - das alte Sonnenlied der nordamerikanischen Indianer lockt sie hinter den Wolken hervor. Und zaubert auch ein erstes Lächeln auf die Gesichter der Teilnehmer. Im Rhythmus von „hayano hayano“ wird um das Lagerfeuer getanzt, begleitet von Rasseln und der Rahmentrommel von Christiane Feinen. Tanzen ist ausdrücklich erlaubt – dem ein oder anderen muss man das nicht zwei Mal sagen. Nach der Sonne kommt der Regen – täuschend echt mit Regenrasseln und Ozeantrommeln nachgemacht. Der Spaß ist offensichtlich – wer macht den schönsten Regen?
Weiter geht’s mit dem Element Wasser – mate aroha – ein altes Lied aus der Südsee – sehr melodiös, ruhig und getragen – erzählt vom Meer, Palmen, Strand und Wellen. Die Melodie lässt das Wiegen des Windes nachempfinden, die Gedanken schweifen ab… und die ein oder andere wehmütige Träne rollt über die Wangen. Das zeremonielle Wasserlied der Indianer Nordamerikas kommt ohne Instrumente aus : „wishita tuja… hey“ - im Rhythmus des Gesangs wird mit den Füßen gestampft und in die Hände geklatscht, erst ganz sanft und leise – noch sammelt sich der Regen in einem kleinen Bach – und dann immer lauter bis der Bach ein reißender Fluss wird und sich ins Meer ergießt.
Bei „om shanti om“, einem Lied über den Frieden, wird es allen warm ums Herz. Eine ruhige, nachdenkliche Melodie – an die sich das Mantra „loka samasta sukino bavantu“ anschließt. „Mögen alle Wesen glücklich sein“ wird im Kanon gesungen – die Stimmung ist ruhig und entspannt. Damit alle wieder wach werden, geht’s ab auf die Tanzpiste. Die afrikanischen Rhythmen von „bele mama“ sind pure Lebensfreude, die sich auch auf die Tänzer überträgt. Sie tanzen im Kreis, Singen, klatschen und schnalzen mit der Zunge – und können vor Kichern und Lachen kaum singen. Mit „o la mama“, einem afrikanischen Lied für die Wertschätzung alles Mütterlichen, sehr leise und getragen, kommt wieder Ruhe und Konzentration in die Truppe, bevor alle gehen und sich herzlich verabschieden. „Unsere Patienten sind immer im positiven Sinne „anders drauf“ wenn sie aus diesen Gesangsstunden kommen,“ so die Ergotherapeutin Sylvie Neves.
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